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WARUM ICH KEINE LÖSUNGSORIENTIERUNG VERSPRECHE 1/2

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Ich bin Systemiker seit ich 1988 in Heidelberg bei Helm Stierlin, Fritz B. Simon, Jochen Schweitzer und Arnold Retzer studierte. Wir haben Luhmann rauf und runter gelesen und uns mit den laws of form von George Spencer-Brown beschäftigt. Sag ich mal so vorsichtig. ;-) War eine intensive Zeit. Ich schreibe das, um deutlich zu machen, dass ich vom Fach bin, wenn ich mich kritisch äußere. Heute habe ich mich zusätzlich gruppendynamisch orientiert und mir stößt manches auf, was in systemischen Kreisen en vogue ist. Vor allem die Tendenz zu euphemisieren. Ein Beispiel dafür möchte ich mit Ihnen teilen.


WARUM ICH KEINE LÖSUNGSORIENTIERUNG VERSPRECHE 1/2
„Problem talks creates problems, solution talk creates solutions.“ Die Lösungsorientierung fehlt in keiner Selbstdarstellung von systemischen Beratern und Beraterinnen. Sie gilt als state-of-the-art. Sie signalisiert: Hier bekomme ich wirklich etwas für mein Geld, die Probleme werden weniger, der Erfolg nimmt zu – und zwar rasch. Wer eine Lösung hat, tritt vom Dunkel ins Licht, er hat den Schlüssel zum Erfolg gefunden. Steve de Shazer hat diese Denkart etabliert, einfach den Fokus auf das richten, was schon gut läuft. Die Lösung ist: mehr vom Guten. Das passt in die Zeit, es klingt effizient und lustvoll. Ich traue dem trotzdem nicht recht.

Was ist eine Lösung? Das Wort Lösung hat seine Wurzeln im Verb lösen (solvere), es bezeichnete u. a. den Loskauf eines Gefangenen. Nach der Lösung war der Gefangene seiner Fesseln ledig. Eine Lösung stellte also einen Zustand der Freiheit her. Der fremdbestimmte Häftling wird zur Selbstbestimmung befreit. Es liegt nahe, diesen Begriff auf die Beratung im Arbeitsleben anzuwenden. Wer bei einem Supervisor oder Coach Rat sucht, hat oft den Überblick verloren, fühlt sich in Abhängigkeiten verheddert und kämpft um die richtige Entscheidung. Anders gesagt: Er sucht einen Standpunkt, der Selbstbestimmung ermöglicht, er sucht eine Lösung. Aber was bekommt er, wenn er eine „Lösung“ bekommt?

Die schwerer zu beantwortenden Fragen und Probleme im Arbeitsleben haben damit zu tun, Ambivalenzen auszuhalten und zu gestalten. Viele sind sogar offen dilemmatisch: Konkurrenz - Kooperation, Führung - Mitbestimmung, Komfort - Abenteuer, Zeit - Kosten - Qualität etc. Was auch immer man tut, wird ambivalente Folgen zeitigen. Es geht also darum, klug und sicher in der Situation zu entscheiden. D. h. erst so viel von der jeweiligen Situation und ihrer Komplexität kennenzulernen und zu spüren, dass man entscheidungs- und handlungsfähig wird. Entscheidungen treffen wir immer auch nach Gefühl. Wir gehen ein Risiko ein. Wenn beides fehlt - Gefühle und Risiko - würde ich nicht von einer Entscheidung sprechen. Dann ist die vorteilhafteste Alternative offenbar hinreichend klar ermittelbar und es gibt nichts zu entscheiden. Dann reicht es, nicht doof zu sein. Sie ahnen schon, weshalb ich nicht mit Lösungsorientierung werbe. Im nächsten Posting erfahren Sie, ob Ihre Ahnung nicht trügt.

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