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Systemischer Realkonstruktivismus 1/2

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Die neu zu entdeckende Kunst der Kybernetik: Systemischer Realkonstruktivismus 1/2

Auf dem Heimweg von zwei Tagen Intensiv-Kurs mit Gitta und Ralf Peyn, den sympathischen Erfindern des Systemischen Realkonstruktivismus. Ein paar frische Eindrücke. Was heisst Real-Konstruktivismus? Ich verstehe die Theorie inzwischen besser und Sie bestimmt auch gleich ein bisschen. Ein Appetizer. Mehr nicht.
Ich gehe im ersten Teil darauf ein, was beratende Menschen davon haben, sich mit der Peynschen Theorie zu befassen. Im zweiten Teil blicke ich kurz als Gruppendynamiker auf diese unique Denkwelt.
Die Peyns heben von einem Boden breit akzeptierter Standards aus ab. Kommunikation verstehen sie als System, das sich aus seiner Umwelt bestimmte Ereignisse herausgreift um sie für Kommunikationsaufbau zwischen Menschen zu nutzen. Die Ereignisse: Meinen, Mitteilen und Verstehen. So weit so Luhmann. (Bei dem heißt das Meinen noch Information). Im Prinzip ist das ein Standard in der Sprachwissenschaft seit Karl Bühler. Wo Menschen miteinander sprachlich in Kontakt gehen, erfolgt das dreidimensional: Ich (Ausdruck oder Mitteilung) will (Appell oder erwartetes Verstehen) etwas (Dargestelltes oder Gemeintes).
Die Peyns verlassen die Luhmannsche Orthodoxie und vertrauen sich der Kybernetik an, wenn sie inspiriert durch George Spencer-Brown mathematisch berechnen, wie ein Kommunikationssystem sich an den Umweltereignissen, die Alter und Ego beisteuern, nach eigenen Entscheidungs-Regeln in eigenen Formen aufbaut.
Hier liegt die Pointe: es mag eine empirisch unendliche Vielfalt in den Kommunikationssystemen geben. Sie alle lassen sich allerdings auf exakt 64 mathematisch berechenbare „Formtypen“ beziehen, die die möglichen Ego-Alter-Beziehungen von Meinen, Mitteilen und Verstehen umfassen. Wenn das Cassirer noch hätte erleben dürfen, dass ein Ralf Peyn sprachlich codierte Systeme mathematisch erfasst und berechenbar macht! Großes Kino für Kenner des Idealismus (das hört Gitta als Positivistin jetzt nicht so gern, es stimmt aber ;-)
Jetzt wird es praktisch: die Idealtypen können Beratende mit etwas Übung perfekt nutzen, um Teams, Abteilungen, Organisationen oder auch ihre Partnerschaft zu diagnostizieren. Das geht ganz intuitiv, weil die Peyns zu den Grundformen der Kommunikation durch ein bildgebendes Verfahren Pixelbilder erzeugen, die den Kommunikationsprozess im zeitlichen Verlauf zeigen: die App malt die gewünschte Formlogik vierfarbig auf den Bildschirm. Sehen, interpretieren, staunen. Ja, das macht Spaß, weil es das persönlich erlebte Kommunikationsgeschehen bis zur Kenntlichkeit hinreichend verfremdet.
Formlogik ist nichts für Systemiker, die ruckzuck was aus der Toolbox zücken wollen. Es ist was für die Gründlichen, die Muße, Neugier und allerhand Denkvermögen mitbringen.
Warum diese faszinierende Theorie noch so wenig nachgefragt wird, wissen die Götter (vermutlich die an den Unis, keine Ahnung)…

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